Verrückte Sachen laufen
Ein Tag - Zwei Läufe - 64,8 km unterwegs
Wenn man 100 km laufen möchte, ist das an sich schon verrückt genug, doch die Vorbereitung kann manchmal noch verrückter sein. Am 1. August haben wir daher mal an einem Tag zwei Wettkämpfe ins Trainingsprogramm eingebaut.
Am Vormittag, mit Start um 10.00 Uhr, liefen Julia Jezek und Matthias Weiser eine Marathon-Staffel beim ‘5. OLYMPIA - Marathon‘, organisiert von der ‘Torpedo Run and Bike Series‘, auf der Original-Olympiastrecke von 1936. Matthias lief vom Olympiastadion zum Wendepunkt, über den Postfenn, die Havelchaussee und Kronprinzessinnenweg bis fast zum Mommsenstadion und Julia die selbige Strecke zurück. Zusammen kamen sie mit 3:31:26 Std. auf Platz 3 der Mixed-Staffeln und Georg Bremer alleine bei den Männern auf Platz 2 in 3:18:57 Std.
Es war schon in den Morgenstunden sehr warm, genauso wie am 9. August 1936 als über diese Strecke ‘Son Kitei‘ in einem taktischen Rennen die ‘Olympische Goldmedaille‘ im Marathonlauf gewann. Als Weltrekordler mit 2:26:42 Std. angereist, gewann er gegen den Olympiasieger von 1932 ‘Juan Carlos Zabala‘, als erster Japaner die Goldmedaille. Doch er machte immer wieder deutlich, dass er Koreaner sei und unter der Angleichungspolitik des damalig herrschenden Kaiserreiches laufen musste. Sein ursprünglicher Name ‘Sohn Kee-chung‘ durfte nicht verwendet werden, ebenso wie von seinem Landsmann ‘Nam Sung-yong‘, der die Bronzemedaille gewann. Beide wandten sich bei der Siegerehrung ab, als die japanische Nationalfahne gehisst wurde und die entstandenen Bilder wurden als die traurigsten seiner Zeit in der Presse veröffentlicht.
Sportlich erreichte ‘Sohn Kee-chung‘ eine Fabelzeit mit seinem Siegeslauf von 2:29:19 Std., denn die Strecke hat insgesamt 270 Höhenmeter, alleine der Berg zum Grunewaldturm ist ein Tempokiller und zudem stand die Strecke in Teilen voll in der Sonne. In seinem Siegerinterview machte er dann auch deutlich, wie er gelaufen ist; „Der menschliche Körper kann nur zu einem bestimmten Maße etwas leisten. Danach müssen Verstand und Herz übernehmen.“
Mit dieser Prämisse ging es für Julia und Matthias weiter zum ‘7. Berliner Vollmond Marathon‘ nach Reinickendorf, wo der Start um 17.00 Uhr erfolgte. Wohl bekannt ist, dass dieser Marathon länger als die klassische Distanz ist, aufgrund des Bodens anspruchsvoll zu laufen, Passanten mit und ohne Hunde zu umkurven sowie die zunehmende Hitze von 30 Grad, eine besondere Herausforderung sind. ‘Sohn Kee-chung‘ war uns daher sehr nahe, als bei fast 44 km die Ziellinie erreicht wurde. Julia lief mit Urgestein-Marathoni Boris Steglich zusammen und gewann in 3:51:18 Std., ebenso wie Gerrit Wegener in 3:10:45 Std. bei den Männern. Boris wurde zweiter seine Altersklasse M45 und Matthias kam gut gelaunt als 8. der M40 ins Ziel.
Somit war ein heißer, sportlich brennender Tag, mit vielen Kilometern, spät am Abend beendet, der einen mental dem Saison-Ziel näher brachte.