Deutsche 6 Std. Meisterschaften
4 Laufpartner/innen mit 10 Meisterschaftsmedaillen
Meisterschaften in den Juni zu vergeben, birgt für den Ultramarathoni immer eine besondere Herausforderung, denn die äußeren Bedingungen sind meistens nicht nur leistungslimitierend, sondern auch schwer vorhersehbar. So waren diesmal jedoch die hochsommerlichen Temperaturen absehbar und es somit im Vorfeld auch möglich, diese trainingstechnisch vorzubereiten, was wiederum einen besonderen Reiz darstellte.
Die zum Startzeitpunkt um 11 Uhr herrschenden 28 Grad auf dem 925 Meter langen, fast schattenlosen Rundkurs um den Gondelteich in Hoyerswerda, stiegen über Mittag auf 33 Grad und setzten eine kontrollierte Renneinteilung voraus. Die für unsere Trainingsteuerung genutzte Herzfrequenzmethode kam dabei völlig zur Entfaltung und so liefen wir mit einer zuvor im Training ermittelten Pulsfrequenz.
35 Frauen und 72 Männer stellten sich dieser Aufgabe bei einer liebevollen Veranstaltung der Europaläufe über 6, 12 und 24 Stunden im Rahmen der 750 Jahrfeier von Hoyerswerda. Die Laufpartner waren dabei zum ersten Mal bei einer 6 H DM am Start und nach dem ungünstigen Ausscheiden von Anne Stephan bei der 50 km DM im April in Ebershausen, sollte dies ein Lauf der Wiedergutmachung werden.
Diszipliniert laufend, fand Anni an diesem Tag ihren Rhythmus, ebenso wie bei den Männern Gerrit Wegener. Julia Jezek war irritiert, ziemlich schnell alleine laufen zu müssen, ohne dass die Konkurrenz reagierte. Unsere dritte Frau, Christiane Neidiger, mit viel Freude in den Wettkampf gegangen und noch nie länger als Marathon gelaufen, hinterließ den entspanntesten Eindruck.
In der Vorbereitung lief bei Gerrit nicht alles rund, eher gegen ihn. Er hörte somit ausschließlich auf sein Herz und ließ sich von dem bis dahin Führenden Robert Kubisch fast überrunden. 30 Meter fehlten dazu, doch dann blieb Robert stehen und meinte einen Sonnenstich zu haben. Da wir ihn an unserem Verpflegungstisch beherbergten, machten wir ihn wieder fit zum Weiterlaufen, was aber nicht mehr in dem zuvor angeschlagenen Tempo möglich war. Gerrit entrundete sich und ließ einige Führungsrunden folgen, in denen sich Robert wieder erholte, jedoch wurde die zunehmende Zeit für ihn ermüdend.
Nach 5:57 Stunden erwischte es Gerrit mit Krämpfen von den Waden bis zu den Armen, sodass er bei uneinholbaren Vorsprung beschloss, die letzten Minuten als Hommage an seinen Trainer zu gehen. Mit Abklatschen der Zuschauer sowie Teilnehmer/innen und einem Erinnerungsfoto mit Stu Thoms, der hier seinen letzten Wettkampf auf der großen Bühne absolvierte, feierte er seinen ersten Deutschen Einzel-Meistertitel. Die erbrachte Kilometerleistung war dabei nebensächlich und wird sicherlich bei einer nächsten 6 H DM korrigiert.
Als bei Anni die ersten beiden Stunden um waren, nahm sie etwas Geschwindigkeit heraus, um diese ab der vierten Stunde wieder zu erhöhen. Ihre 2016 erreichten 63.047 Meter, beim Bernauer 6-Stundenlauf, überflog sie, endete bei 74.315 Metern auf Platz 2, sogar auf dem Gesamteinlaufplatz 3 sowie als Siegerin in der AK W30 und dem 10. ewigen Bestenlistenplatz in Deutschland.
Julia, die man als kleinen emotionalen Vulkan kaum zu zügeln bekommt, hat sich fast konsequent an ihrem Herzschlag ausgerichtet. Als sie zwei Runden Vorsprung auf die Nächstplatzierte hatte, blieb sie am Verpflegungstisch stehen und zeigte stolz ihre eingehaltenen Werte. Nach vier Stunden fragte sie beim Team, ob es wirklich noch zwei Stunden Laufzeit wären, da es langweilig werde und sie keinen zum Quatschen habe. Am Ende verbesserte auch sie sich von 2016 und damaligen 58.184 Metern auf 69.117 Meter, was mit einem fantastischen 3. Gesamtplatz und dem Gewinn der AK W35 abgerundet wurde.
Zur Komplettierung einer Mannschaft gehören immer drei und wir wollten unsere erste 6 H DM mannschaftlich mit unserer dritten Frau Christiane krönen. Wir konnten sie zu ihrem Glück beizeiten überreden, obwohl dies zum Schluss hin auch ein bisschen wehtat. Nach gut 43 Kilometern und betreten von läuferischem Neuland, drehte sich leider ihr Magen um. Sicherlich eine Verknüpfung von unerfahrenen Belastungen, auch durch die Nahrungsaufnahme und Getränkemengen, verbunden mit der Hitze. Meisterlich entledigte sich Chrissi der Schmerzen und konnte immer wieder ins Rennen finden. Völlig überraschend wurde sie letztlich mit dem 3. Platz in der AK W30 belohnt, der zwischenzeitlich schon entschwunden schien, doch kämpferisch zurückgeholt werden konnte.
Motivierend kam der zugerufene mannschaftliche Vorsprung hinzu, der mit zunehmender Zeitdauer stetig deutlicher wurde. Am Ende waren es mit insgesamt 205,075 Kilometern von Anni, Julia und Chrissi fast 14 Kilometer Unterschied zur zweiten Mannschaft und somit unser erster Deutscher 6 Stunden Frauen-Mannschaftstitel.