Deutsche 100 km Meisterschaften
Gerrit Wegener Deutscher Vize-Meister mit Bestzeit
Im Jahr 2014 wurde Gerrit Wegener von seinem damalig neuen Trainer Volkmar Scholz überredet, den Schritt vom Triathlon zum Ultramarathon zu wagen. Dazu schloss er sich dem Sportverein ‘Die Laufpartner‘ an. Bereits 2015 folgte bei den Deutschen Meisterschaften über 50 km in Marburg mit einem 4. Platz und dem immer noch gültigen Deutschen Mannschaftsrekord der erste Wettbewerb.
Im Januar 2016 demonstrierte Gerrit erstmals seine mentale Stärke, lief in Senftenberg Deutschen Hallenrekord über 50 km und wiederholte im Frühjahr den 4. Platz mit Bestzeit bei der Deutschen 50 km Meisterschaft in Berlin. Mit den Laufpartnern konnte er zudem den Mannschaftstitel aus Marburg erneut gewinnen. Nach der Verteidigung der Doktorarbeit in der Architekturtheorie stieg die Formkurve zum Jahresende mit dem Sieg über 50 km beim Internationalen Wettkampf in Winschoten (NL) weiter an.
Es folgte zur Jahreswende eine bakterielle Lungenentzündung, die Anfang 2017 eine drei-monatige Laufpause erzwang. Seine musikalische Leidenschaft als Klarinettist half Gerrit, die Lunge wieder aufzubauen und zu stabilisieren. Das leistungsorientierte Laufen schien für ihn jedoch fern.
Danach legte ihm sein Trainer nahe, direkt das Training für die 100 km aufzunehmen und sich somit nach dem empfundenen völligen Tiefpunkt einer neuen Herausforderung zu stellen. Wiederum in Winschoten, nunmehr jedoch über die klassischen 100 km Distanz, folgte im Dauerregen ein 3. Platz.
Seitdem ist das Training ohne größere gesundheitliche Komplikationen verlaufen und wurde kontinuierlich im Alltag als vollberuflicher Architekt, akademischer Wissenschaftler, stolzer Vater einer inzwischen dreijährigen Tochter eingebettet und auf die Deutschen 100 km Meisterschaften in Rheine ausgerichtet. Die dabei erzielten Trainingsergebnisse ließen auf eine deutliche Verbesserung der Bestzeit schließen und damit auch die Zielsetzung auf einen Medaillenrang vorzulaufen.
Um 6 Uhr war Start auf dem Flugfeld der Bundeswehrkaserne in Rheine, bei knappen 5 Grad und Dunkelheit. Nur die Leuchtfeuer der Landebahn, Knicklichter, Straßenlaternen und Begleitfahrräder zeigten den Weg. Der wohl durchdachte 5 km Rundkurs innerhalb des Kasernengeländes, mit zwei Verpflegungspunkten in unterschiedlichen Hangarn, war besser ausgelegt als gedacht. Befürchtungen der Einsamkeit auf der weitläufigen Strecke oder Windanfälligkeit, wurde hervorragend von Michael Irrgang und Christian Pflügler wegorganisiert.
Auch wenn es immer mal wieder regnete, warm und windig wurde, konnte sich die Spitzengruppe um die favorisierten Marco Bscheidl und Alexander Dautel absetzen. Nach 15 km waren Marco und Alex dann aber schon alleine, weil Gerrit sich seiner Ängste erleichterte und 90sec. verlor. Kontrolliert lief er fortan Runde um Runde hinter dem Führungsduo seine Marschtabelle herunter und kam wieder näher. Gut zur Mitte des Rennens musste Marco mit Magenproblemen aufgeben, sodass nun eine Fokussierung auf die beiden Führenden folgte.
Als Alex nach 65 km etwas schwächelte, setze Gerrit das gelernte um und zog das Tempo auf einen knappen 4 Minuten Schnitt pro Kilometer an. Er übernahm die Führung, doch dann kam bei 75 km das Signal, der Fuß lässt sich nicht mehr abdrücken und das Tempo musste reduziert werden. Alex hatte zu diesem Zeitpunkt seine Schwächephase überwunden und konnte Gerrit einholen, überholen und sich zusehend leicht absetzen. Die letzten Runden sicherte Gerrit nach einem spannenden Zweikampf ab, aber vor allem auch die zu erwartende Endzeit.
In 7:03:57 Std. wurde Gerrit Deutscher 100 km Vize-Meister, verbesserte sich um fast 15 Minuten innerhalb von 6 Monaten, blieb 11 Minuten unter der WM-Norm und wurde zudem Deutscher Meister der M 35.
