Deutsche 24 Std. Meisterschaften
3 WM Normen, 2 Titel und 1 Deutscher Rekord
Es waren historische ꞌDeutsche Meisterschaften im 24 Stundenlaufꞌ, vom 27. auf den 28. Mai in Braunschweig und das bei weniger idealen Bedingungen. Die Sonne schien stundenlang und unermüdlich auf das fast baumlose ꞌHarz -und Heidegeländeꞌ, wo mehrere Schlaufen zu durchlaufen waren, bis es auf einen leicht schattigen, aber schottrigen Halbkreis um das Gelände ging. Insgesamt 1.156 Meter war die Runde lang und auf Grund der Teilnehmerzahl von 141 Starter:innen immer Bewegung auf der Strecke.
Nach der Hitze kam die Kälte der Nacht, die in den Morgenstunden mit Raureif auch Feuchtigkeit brachte und einiges durcheinander wirbelte. Wer bei der Hitze das falsche Tempo, die falsche Verpflegung oder die falsche Kleidung als Wettkampfeinstieg nutzte, wurde kurzerhand vom eigenen Körper abgestraft.
Wir hatten 9 Athleten:innen zu betreuen, davon 7 Laufpartner:innen am Start, also zwei ꞌFrauen-Mannschaftenꞌ. Das Ziel war es, den erst ein Jahr alten ꞌDeutschen Mannschaftsrekordꞌ der ꞌLG Ultralaufꞌ mit mehr Kilometerleistungen zu überbieten. Dazu musste einiges stimmen und die Motivation war gleich in den ersten Stunden, gerade in der Hitze, nicht bei allen zu drosseln.
Mit einem ꞌHitzschlagꞌ fiel Julia Jezek, die ꞌDeutsche Meisterin 2021ꞌ, schon nach gut 6 Stunden aus und musste pausieren, den Körper runterkühlen. Danach konnte sie wieder bei ihrem Teamgeist gepackt werden und wurde zur laufenden Antreiberin.
Auch Anne Stephan, die Vorjahresmeisterin aus Bottrop war in der Nacht ganz froh, ein paar Runden Aufmunterungen zu erhalten, wobei sie auch mit Simone Durry stundenlang sich zusammen fand. Zu dritt verlief die Vorbereitung und so stellte man sich eigentlich auch das Siegertreppchen vor, doch bei ꞌMeisterschaftenꞌ läuft es anders.
Hatte Anni in der Hitze einige Kilometer an Vorsprung herausgelaufen, konnte sie diesen in der Nacht verwalten und in den Morgenstunden halten, wo Simone immer gut für einen langen Endspurt ist. Die Selbstzweifel der Nacht verflogen und so konnte gerade Simone die ꞌA-Kaderꞌ und ꞌWM-Normꞌ mit Bestleistung von 236.014m erlaufen. Anni war mit siegreichen 240.308m im Plan geblieben und bestätigte ihre Normerfüllungen. Damit ist sie 10 km weiter als im Jahr zuvor gelaufen, das trotz einer nicht störungsfreien Vorbereitung und somit war erstmalig eine ꞌDeutsche Meisterschaftꞌ nur auf diesem hohen Niveau zu gewinnen.
In diesem faszinierenden Lauf, tobte immer wieder Felix Weber, vom ausrichtenden ꞌsportTREND Ultralaufteam Braunschweigꞌ vorbei. Anfangs noch sich auseinandersetzend mit dem Vorjahresbesten Michael Ohler, wurde gerade die Nacht zum meisterlichen “Schaulaufen“, mit einer bravourösen Kontinuität, die den Grundstein für einen neunen ꞌDeutschen Rekordꞌ legte. Mit 278.312m und einem Kilometerdurchschnitt von 5:10 Minuten, verbesserte er den alten, 36 Jahren gültigen ꞌDeutschen Rekordꞌ von Wolfgang Schwerk, aus dem Jahre 1987, welches Felix Geburtsjahr ist.
In diesem Sog mochte man eigentlich nicht stehen bleiben, doch nicht alle können durchlaufen und so hatten wir auch andere Taktiken für ꞌDie Laufpartnerinnenꞌ zu Recht gelegt. Jasmin Beer, die ꞌDeutsche Meisterinꞌ über 50 km von 2021, war nicht abzubringen, dabei sein zu wollen und so legten wir hier bewusste Pausen ein. Ebenso bei Hella Damerau, dem Neuling im Ultralaufen und bei Marieke Broeren, die schon öfter meisterlich dabei war.
Die Einteilung passte eigentlich ganz gut und es gab auch Luft für Eventualitäten, die durch den Ausfall von Julia in der Nacht zu kompensieren waren. Dadurch wurde es nicht einfacher, sodass auch mal gewandert werden musste, um Kilometer zu sammeln. Am Ende hat es für zwei gute Mannschaftsleistungen, unter den ersten acht bei der ꞌDeutschen Meisterschaftꞌ gereicht.
Die erste Mannschaft konnte nach 2021 wieder ꞌDeutscher Meisterꞌ werden und dies mit ꞌDeutschem Rekordꞌ von 616.256m, in der Besetzung Anni Stephan (240.308m), Marieke Broeren (191.953m) und Jasmin Beer (183.995m). Die zweite Mannschaft kam auf Platz 5 mit Hella Damerau (151.436m), Julia Jezek (143.344m) und Christiane Neidiger (107.369m).
Dabei wurde Marieke sogar insgesamt 5. und als Doppelstaatsbürgerin hat sie für ihr niederländisches Geburtsland, die ꞌWM-Normꞌ erfüllt hat. Jasmin folgte mit dem 6. Platz, was als Debüt einiges für die Zukunft versprechen lässt.
Einen unglücklichen Tag durchlebte unser Martin Armenat. Ging er wieder einmal vorbildlich ruhig an, kam über die Zeit und seine Beständigkeit die Aufholjagd. Anfänglich um Platz 30 startend, ging es nach 6 Stunden in Richtung Podium. Leider entführte ihm seine Entzündung in der Speiseröhre die Nahrungsgrundlagen und erst nach einer Pause konnte er sich wieder auf den Weg machen. Runde um Runde kam er durch die Nacht bis auf Platz 3 vorgelaufen, doch dann wiederholten sich die Probleme, sodass für den ꞌDeutschen Meister 2021ꞌ nur noch das Ziel zu erreichen Priorität hatte.
24 Std. DM - AK Wertung
Bei den ꞌDeutschen Altersklassen-Meisterschaftenꞌ, ist niemand von uns ohne Medaille geblieben. So holte Jasmin Gold in der WHK, Anni und Christiane Gold bzw. Silber in der W35. Hella gewann Silber und Julia Bronze bei der W40. Simone Gold sowie Marieke Silber in der W45 und Martin errang Bronze in der M40.
Danke
Abschließend möchte ich mich ganz herzlich bedanken für die mit angereisten Helfer, Dr. Holger Badtke und Volker Held. Unsere ꞌUltralauf-Gruppeꞌ wird immer größer und ist kaum noch alleine betreubar, wo Volker fast die gesamte Zeit die Verpflegung in Eigenregie umsetzte und Holger den medizinischen Part abdeckte. Vervollständigt wurden wir durch Ingo Störmer, dem ehemaligen ꞌLandestrainer von Niedersachsenꞌ sowie ꞌUltralauf-Trainerꞌ, der zur Nacht von Anni's Eltern abgelöst wurde und die für das leibliche Wohl der Betreuer sorgten.
Artikel | Braunschweiger Nachrichten
Bilder | Michael Sommer | Ingo Störmer | Volker Held
